Neue Führung am 16.11. um 14 Uhr im ehemaligen Zwangsarbeiterlager in Bochum-Bergen in Kooperation mit der VHS

Treffpunkt: Infotafel Bergener Straße 116 c

Kurs: L12009 C, VHS-Bochum: 0234-910-1555

Szenische Lesung im Fritz-Bauer-Forum am 6.11.25 – Foto: © FRITZ BAUER FORUM | BUXUS STIFTUNG

Szenische Lesung der Initiative Gedenkort Bochum-Bergen am 6.11. im Fritz-Bauer-Forum stieß auf sehr großes Interesse!

Lesung mit Teilen des Ensembles im Oval Office, Schauspielhaus Bochum, am 13.12. um 19 Uhr, bitte vormerken!

https://www.bochum-journal.de/2025/11/11/lesung-buchprojekt-zwangsarbeit-bochum-bergen/

Buchvorstellung der Initiative Gedenkort Bochum-Bergen am 6. 11. um 18 Uhr

Ort: Fritz-Bauer-Forum, Feldmark 107, Bochum

Neuerscheinung zur NS-Zwangsarbeit der Krupp-Zeche Constantin in Bochum und Mont Cenis in Herne

– Recherchen – Spuren – Öffentlichkeit –

https://fritz-bauer-forum.de/de/veranstaltungen/event/dort-soll-es-auch-baracken-gegeben-haben-recherchen-spuren-oeffentlichkeit-buchvorstellung-der-initiative-gedenkort-bochum-bergen/

Als Einstieg in die Herbstferien – Führung am 12. Oktober 2025 in Bochum-Bergen ab 14 Uhr mit neuem Buch

Treff: Gedenktafel Bergenerstr. 116 a-i, 14:00 – 15:30 Uhr, die Führung findet voraussichtlich nur im Außengelände statt, bitte wettergemäß kleiden. Es befinden sich keine Toiletten vor Ort!

Erscheint demnächst!

Initiative Gedenkort Bochum-Bergen/ Gesellschaft Bochum-Donezk e.V. (Hg.),

Neu: 248 Seiten, mehr als 80 Abbildungen, Vierfarbdruck, Festeinband, 24,95 €

ISBN 978-3-8375-2743-8

Einstimmiger Ratsbeschluss zur Entwicklung des ehemaligen Lagers Bergener Straße am 10.7.2025

Ein Gedenkort im Entstehen – die ehemalige Kommandantur; Foto: S. Wycisk

Hier die Beschlussvorlage im Wortlaut zur Ansicht:

https://bochum.ratsinfomanagement.net/sdnetrim/UGhVM0hpd2NXNFdFcExjZR9601Csi0G00LSSKY92qotrb01MNtTiKqwrsYJdHCbC/Beschlussvorlage_der_Verwaltung_20250210.pdf

Die einstimmige Verabschiedung der Beschlussvorlage der Verwaltung (Nr. 20250210 Amt für Geoinformation, Liegenschaften und Kataster, Holger Ernst vom 30.01.2025) zur „Umsetzung von Teilmaßnahmen in einer Größenordnung von 2,0 Mio €“ für die Jahre 2025/2026 ist zu begrüßen. Besonders hervorzuheben ist, dass neben der Sanierung und künftigen Nutzung der ehemaligen Kommandantur, Bergenerstr. 116 i, als Gedenkstätte und Museum, zeitnah auch der Wohngebäudeblock Bergener Straße 116 c, ehemaliger Bürgertreff, in den Blick genommen wird. Seit 2020 haben wir bereits als Initiative darauf hingewiesen, dass, so nun im Wortlaut die Vorlage, „insbesondere um Schulklassen oder anderen Gruppen bei Veranstaltungen ausreichend Platz bieten zu können […] eine erweiterte museale Nutzung der Immobilie in städtischer Trägerschaft zu ermöglichen“ sei. Weiter heißt es „die Sanierung des Gebäudes Bergener Str. 116 c […] soll als historisches Gebäude im Sinne eines ‚Museumsgebäudes im originalen Bauzustand‘ erfolgen.“ Inwieweit auch der gedeckte, bereits frei geräumte Splitterschutzgraben, als Bodendenkmal ausgewiesen, in das Denkmalkonzept nach Prüfung der Statik einbezogen wird, bleibt abzuwarten. „In den unterirdischen Räumen wurden vereinzelt Fundstücke sichergestellt und dem Stadtarchiv übergeben“.

Neue Stolperschwelle an der JVA „Krümmede 1933-1945“, 5. Juni 2025

„Mehr als 2.000 politisch verfolgte Menschen inhaftiert, Angehörige des Widerstandes aus Frankreich, Belgien und anderen besetzten Ländern Westeuropas. Mitglieder verbotener Parteien – christliche Regimegegner – Homosexuelle – Zeugen Jehovas. Viele verstarben an den Haftbedingungen oder werden in Hinrichtungsstätten der NS-Justiz getötet.“

Alfons Zimmer, ehemaliger Seelsorger im Bochumer Gefängnis, mit Schüler:innen (v. li.) der Hildegardis-Schule, vom Heinrich-von-Kleist-Gymnasium , der Heinrich-Böll-Gesamtschule und vom Klaus-Steilmann-Berufskolleg (Foto: S. Wycisk)

Die Reden können unter der Webseite vom Bochumer Bündnis gegen Rechts nachgelesen werden: https://www.bochumgegenrechts.de/

Disziplinierung und harte Strafen auch bei Zwangsarbeiter:innen bei Widerstand in Form von Flucht und „Bummmelei“

„Ab September 1942 wurde die Strafverfolgung von Frauen und Männern aus Polen und der Sowjetunion ganz der Polizei überlassen. Art und Ausmaß der Bestrafung konnte von der Gestapo bestimmt werden und reichte von Inhaftierung in Gefängnissen, Arbeitserziehungs- und Konzentrationslagern bis hin zu Folter, Misshandlungen und der Todesstrafe. Ihre Maßnahmen unterlagen keiner gerichtlichen Kontrolle.“ (Quelle: https://www.bildung-ns-zwangsarbeit.de/informieren/arbeit-ausbeutung/disziplinierung-und-gewalt/) Wieviele Zwangsarbeiter:innen aber im Bochumer Polizeigefängnis oder der Justizvollzugsanstalt Bochum in der Krümmede einsaßen, ist aufgrund der vielfachen Vernichtung der Akten nicht bekannt.

Zeitzeug:innen aus der Ukraine in Bochum

Hochzeitsfoto von Iwan Grizenko mit Ehefrau, Schachtjorsk 1952 (Foto: Archiv Waltraud Jachnow)

Iwan Grizenko (*20.04.1926 Kirovo) schreibt im September 2000: „Im Januar brachte man uns in die Stadt Soest in ein (…) Lager. Ich arbeitete im Schacht. Dort zerschlug man mir den Finger. Im Krankenhaus legte man ihn in Gips. Ich arbeitete nicht. Während eines Bombenangriffs lief ich weg. (…) Man fing mich und brachte mich ins Gefängnis nach Münster und von dort ins Gefängnis nach Bochum. Das war ein Gefängnis! Sie bestraften und schlugen uns bei jedem Schritt. Das war im April 1942. Zwei Monate Gefängnis, danach zur Firma ‚Gebrüder Möninghoff‘, Wiemelhauserstr. 128.“ (aus: … und die Erinnerung tragen wir im Herzen, Bochum 2002, S. 173 f.)

Viele Zwangsarbeiter:innen in Haft – 2001 berichten bereits mehrere Personen davon!

WAZ 21.06.2001
Awil Knjasew (*28.11.1920 Kursk) 1999 zu Besuch in Bochum
(Foto: Archiv W. Jachnow; bearbeitet S. Wycisk)

„Mit Bochum wurde ich Ende August 1942 bekannt, als man mich nach der Flucht zwei Wochen ins Gefängnis sperrte.1 Am 8. Juni 1944 wurde ich auf Grund eines Hinweises eines russischen Hilfspolizisten zusammen mit einer Gruppe von Kameraden verhaftet und saß zwei Monate im Gefängnis in Gelsenkirchen. Anschließend kam ich ins KZ Buchenwald, Außenlager Hadmersleben. Meine Nummer war 70380.2

1Ich war dabei, als Awil Knjasew bat, ihn noch einmal zum Bochumer Gefängnis zu führen. Unvergesslich bleibt für mich der Eindruck wie der alte Mann allein die hohe rote Ziegelmauer abschritt und sie mit der Hand berührte, diesmal von außen! W. Jachnow.

2Der Internationale Suchdienst Arolsen bestätigt auf eine Anfrage aus dem Jahr 1993 am 27.04.1998, dass Awil Knjasew ab 04.08.1944 in Buchenwald war, eingeliefert durch die Staatspolizei/Staatspolizeileitstelle Münster, Kategorie “Russischer Zivilarbeiter, Poli. (=Politisch), roter Winkel”, ab 05.09.1944 kam er zum Konzentrationslager Buchenwald/Kommando Hadmersleben.“ (aus: … und die Erinnerung tragen wir im Herzen, Bochum 2002, S. 129)

„Auf den Spuren der Zwangsarbeit im Bochumer Norden“

https://www.komoot.com/de-de/tour/2262221108?ref=itd&share_token=aT3SPvREHn28z4hpC1bJHkFwcJthrkqKmSSfr8xzek34bhhqn6&ref=its-qr

Fotos: Myra Kaiser

Von Donezk in den Pütt nach Bochum

Treffpunkt der Radtour der Initiative Gedenkort Bochum-Bergen war die Skulptur der „Knochen-Karl“ auf dem Gelände der ehemaligen Hauptverwaltung der Zeche Constantin. Nach einem Abstecher zum Prattwinkel – einer Straße in der der Steiger Nölting in den Kriegsjahren wohnte, der nachweislich Zwangsarbeiter gedemütigt hatte – fuhr die Gruppe in Richtung Kaiseraue nach Bochum-Grumme. An dem ehemaligen Standort der „Kaiseraue“ , Kreisverkehr Josephinienstraße/Tenthoffstraße, leitet Heinz Schlinkert von der Geschichtsgruppe Grumme seine Erläuterungen treffend mit der Formulierung ein: „Wie Sie sehen, sehen Sie nichts“. Denn von der ehemaligen Gaststätte, die in den Kriegsjahren ab 1941 als Zwangsarbeiterlager diente, ist nichts mehr zu sehen. Lediglich ein Schild der Geschichtsgruppe erinnert an die Geschichte des einst beliebten Ausfluglokals. Der ehemalige Zwangsarbeiter Michail Petruk hielt seine Erinnerungen an die Zwangsarbeit auf Constantin und das Lager Kaiseraue in Briefen an die „Gesellschaft Bochum-Donezk e.V.“ wie folgt fest. Er schrieb: „Neben dem Gebäude (Kaiseraue) stand eine Baracke, umgeben mit Stacheldraht, in ihr lebten Franzosen. In diesem Lager lebten 240 Menschen – Ostarbeiter – … und 40 Personen aus der Westukraine.“ Alle aus dem Lager arbeiteten im Schacht 8/9 unter schwersten Bedingungen. Und wenn nach 8 Stunden in Hitze und Staub, nur mit Holzpantinen an den Füßen und halbnackt die „Norm nicht erfüllt wurde, musste man bis zur nächsten Schicht bleiben“. Der Hunger war unerträglich und die Nahrung vollkommen unzureichend und von äußerst minderer Qualität.

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Wir dürfen die Lehren aus der Geschichte nicht vergessen

Felix Lipski, Überlebender des Ghettos in Minsk, Bochum 8. Mai 2025

Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa durch die vollständige bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Wir feiern heute 80 Jahre der Befreiung des Deutschlands vom Nazismus, das Ende des größten Blutvergießens der Weltgeschichte, die Rettung der europäischen Juden vor der vollständigen Vernichtung.
Im Zweitem Weltkrieg haben 60 Millionen Menschen ihr Leben verloren, fast die Hälfte davon waren Zivilisten. Jeder Zehnte war Jude.
Am meisten betroffen waren die Sowjetunion und die Rote Armee. Das sowjetische Volk zahlte einen hohen Preis für den Sieg. 27 Millionen Menschen starben, 12 Millionen davon waren Soldaten und Offiziere.

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Erste Führung – 80 Jahre danach … und wieder Krieg in Europa

Am Sonntag, 30. März 2025, fand am ehemaligen Zwangsarbeiterlager für „Ostarbeiter“ der Zeche Constantin die erste diesjährige Führung in Bochum-Bergen durch die Initiative Gedenkort Bochum-Bergen statt.

Die Veranstaltung, an der ca. 20 Interessierte teilnahmen, stand unter dem Motto „80 Jahre danach ….und wieder Krieg in Europa“. Viele der ehemaligen Zwangsarbeiter kamen aus der heutigen Ukraine und Russland, der damaligen Sowjetunion, und haben unter den sehr harten Arbeits- und Lebensbedingungen auf der Krupp-Zeche Vereinigte Constantin der Große während der NS-Zeit gelitten. Sie teilten dieses Schicksal miteinander. Sie lebten im Lager über Monate hinweg eng beieinander und mussten dieselben Demütigungen bei der Knochenarbeit im Bergbau erleiden … und nun stehen sich seit 3 Jahren Russen und Ukrainer im russischen Angriffskrieg unversöhnlich gegenüber.

Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 wurde das Lager noch von einem Bombenangriff erschüttert, bei dem in der Nacht zum 2. Februar 1945 21 italienische Militärinternierte (sogenannten IMIs) und ein sowjetischer Zwangsarbeiter ums Leben kamen. Diese fanden keinen Schutz im Splitterschutzgraben, der auf dem Gelände vorhanden ist und von der Stadt Bochum im letzten Jahr freigelegt wurde, aber (noch?) nicht für interessierte Besuchergruppen, zugänglich ist.

Während des Rundganges fragten einige Teilnehmende nach dem Museum, das die Stadt Bochum im Herbst in der ehemaligen Kommandantur des Lagers plant. Bemängelt wurde, dass die Bauvorhaben und Umsetzungen der Stadt Bochum zu wenig transparent für die Öffentlichkeit seien. Eine Teilnehmerin brachte es auf den Punkt. Es gebe immer weniger Zeitzeug*innen und deshalb sei es um so wichtiger, dass ein solcher Ort als Gedenkort erhalten bleibe, um der interessierten Öffentlichkeit und insbesondere auch Schülergruppen, dieses Zeugnis der NS-Vergangenheit zu zeigen und die Erinnerung an die Opfer wie Nikolai Storoschenko aufrecht zu erhalten. Um hier einen würdigen Gedenkort zu schaffen, müssen auch die Gebäude, die teilweise noch bewohnt sind, saniert und die Außenanlagen gepflegt werden. Es klang durch, dass sich einige Teilnehmende über die zukünftige Nutzung der Gebäude mehr Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Bochum wünschen. So schweben immer noch Vorstellungen einer früheren Machbarkeitsstudie der Nutzung als Künstlerquartiere im Raum.

Am Ende bedankten sich die Interessierten für die informative und anschauliche Veranstaltung. Man ging mit dem Gedanken auseinander, dass Erinnern nicht nur rückwärtsgewandt, sondern auch zukunftsgerichtet im Sinne der Völkerverständigung, wichtig ist. Insbesondere, um dem immer stärkeren Rechtsextremismus in Europa mutig entgegen zu treten und in Frieden miteinander leben zu können.