Am Sonntag, 30. März 2025, fand am ehemaligen Zwangsarbeiterlager für „Ostarbeiter“ der Zeche Constantin die erste diesjährige Führung in Bochum-Bergen durch die Initiative Gedenkort Bochum-Bergen statt.
Die Veranstaltung, an der ca. 20 Interessierte teilnahmen, stand unter dem Motto „80 Jahre danach ….und wieder Krieg in Europa“. Viele der ehemaligen Zwangsarbeiter kamen aus der heutigen Ukraine und Russland, der damaligen Sowjetunion, und haben unter den sehr harten Arbeits- und Lebensbedingungen auf der Krupp-Zeche Vereinigte Constantin der Große während der NS-Zeit gelitten. Sie teilten dieses Schicksal miteinander. Sie lebten im Lager über Monate hinweg eng beieinander und mussten dieselben Demütigungen bei der Knochenarbeit im Bergbau erleiden … und nun stehen sich seit 3 Jahren Russen und Ukrainer im russischen Angriffskrieg unversöhnlich gegenüber.
Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 wurde das Lager noch von einem Bombenangriff erschüttert, bei dem in der Nacht zum 2. Februar 1945 21 italienische Militärinternierte (sogenannten IMIs) und ein sowjetischer Zwangsarbeiter ums Leben kamen. Diese fanden keinen Schutz im Splitterschutzgraben, der auf dem Gelände vorhanden ist und von der Stadt Bochum im letzten Jahr freigelegt wurde, aber (noch?) nicht für interessierte Besuchergruppen, zugänglich ist.
Während des Rundganges fragten einige Teilnehmende nach dem Museum, das die Stadt Bochum im Herbst in der ehemaligen Kommandantur des Lagers plant. Bemängelt wurde, dass die Bauvorhaben und Umsetzungen der Stadt Bochum zu wenig transparent für die Öffentlichkeit seien. Eine Teilnehmerin brachte es auf den Punkt. Es gebe immer weniger Zeitzeug*innen und deshalb sei es um so wichtiger, dass ein solcher Ort als Gedenkort erhalten bleibe, um der interessierten Öffentlichkeit und insbesondere auch Schülergruppen, dieses Zeugnis der NS-Vergangenheit zu zeigen und die Erinnerung an die Opfer wie Nikolai Storoschenko aufrecht zu erhalten. Um hier einen würdigen Gedenkort zu schaffen, müssen auch die Gebäude, die teilweise noch bewohnt sind, saniert und die Außenanlagen gepflegt werden. Es klang durch, dass sich einige Teilnehmende über die zukünftige Nutzung der Gebäude mehr Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Bochum wünschen. So schweben immer noch Vorstellungen einer früheren Machbarkeitsstudie der Nutzung als Künstlerquartiere im Raum.
Am Ende bedankten sich die Interessierten für die informative und anschauliche Veranstaltung. Man ging mit dem Gedanken auseinander, dass Erinnern nicht nur rückwärtsgewandt, sondern auch zukunftsgerichtet im Sinne der Völkerverständigung, wichtig ist. Insbesondere, um dem immer stärkeren Rechtsextremismus in Europa mutig entgegen zu treten und in Frieden miteinander leben zu können.